Naturwaldflächen für Fledermäuse
Kleiner Abendsegler, Braunes Langohr oder Großes Mausohr, das sind drei der fünfzehn in Schleswig-Holstein beheimateten Fledermausarten. Schon ihre Namen weisen auf die Besonderheiten dieser Tiere hin: Fledermäuse zählen zu den einzigen aktiv fliegenden Säugetieren. Die großen Ohren der nachtaktiven Insektenfresser wirken wie Radarschirme: Ein eingebautes Echoortungssystem erlaubt es den Tieren, ihre Beute präzise aufzuspüren und zu fangen. Dabei bevorzugen die einzelnen Arten unterschiedliche Insektengruppen, haben verschiedene Jagdmethoden und Jagdgebiete. So vermeiden sie die Konkurrenz um Nahrung und Lebensräume. Manche Arten jagen im freien Luftraum, andere sammeln Insekten von Blättern oder sogar vom Boden auf. Besonders Mücken, Schnaken, Fliegen und Nachtschmetterlinge stehen auf dem Speisezettel.
Die meisten Fledermausarten leben dauerhaft oder zeitweilig in Wäldern. Hier nutzen sie natürliche Höhlen oder Spalten in Bäumen für den Tagesschlaf, aber auch als Paarungsquartiere, Wochenstuben oder zur Jungenaufzucht. Einige Arten wie der Große Abendsegler können sogar in hohlen Bäumen überwintern. Wälder und Feldgehölze, Knicks und Alleen werden ebenso zur nächtlichen Insektenjagd genutzt wie Grünland, Parks, Gärten oder Gewässer. Alle Fledermausarten sind auf ein großes Insektenangebot angewiesen und gelten daher als Indikatoren für eine abwechslungsreiche, wenig belastete Landschaft. Sie zählen zu den streng zu schützenden Arten der Europäischen Gemeinschaft, deren Bestände sich nicht verringern dürfen.
Seit einigen Jahren verschlechtern sich allerdings die Lebensbedingungen für unsere heimischen Fledermäuse: Die wirtschaftlich gebotene Nutzungsintensivierung in Wäldern und im Offenland vermindert das Angebot an geeigneten Quartieren und an Nahrung. Der Zuwachs von Windkraftanlagen führt außerdem zu Verlusten bei den Langstreckenziehern unter den Fledermäusen. Auch die Sanierung von Gebäuden macht Fledermausarten, die in Siedlungen leben, zunehmend obdachlos.
Daher führt die Schrobach-Stiftung das landesweites Artenschutzprojekt „Naturwaldflächen für Fledermäuse“ durch.
Ziel des Projektes ist es ein landesweites Netz aus Fledermaus-Lebensräumen aufgebaut. Dazu werden geeignete strukturreiche Wälder und Gehölzbestände durch Ankauf oder vertragliche Vereinbarungen gesichert.
Das vom Land Schleswig-Holstein geförderte Projekt leistet einen Beitrag zur Umsetzung der FFH-Richtlinie, die einen guten Erhaltungszustand für alle Fledermausarten Schleswig-Holsteins vorschreibt, sowie zur Umsetzung der Biodiversitätskonvention von Rio de Janeiro. Es ist Teil des Artenhilfsprogramms Schleswig-Holsteins.
Seit Beginn des Projekts 2008 konnten mehr als 50 Wälder auf einer Gesamtfläche von 210 Hektar gesichert werden, die sich auf weite Bereiche Schleswig-Holsteins verteilen.
Ansprechpartnerinnen für das Projekt: Dr. Cordelia Wiebe, Annegret Koopmann und Tanja Hemke
Fledermauswissen
Als einzige aktiv fliegende Säugetiere sind die heimischen Fledermäuse auf die nächtliche Jagd spezialisiert: Mit ihrem Ultraschall-Echoortungssystem können sie sich hervorragend in der Dunkelheit orientieren.
Die Beutetiere, in erster Linie Insekten, können damit exakt lokalisiert und im Flug gefangen werden. Diese Spezialisierung ermöglicht es Fledermäusen, der Konkurrenz tagaktiver Vögel zu entgehen und den nächtlichen Luftraum zur Nahrungssuche zu nutzen.
Sie werden aus diesem Grund auch die Schwalben der Nacht genannt. Durch dieses Jagdverhalten kommt den heimischen Fledermäusen eine große ökologische Bedeutung zu. Gäbe es sie nicht, dann könnten sich fliegende nachtaktive Insekten weitgehend ungehindert vermehren.
Die einzelnen Fledermausarten bevorzugen unterschiedliche Insektengruppen und haben ein eigenes, arttypisches Jagdverhalten. So vermeiden sie die Konkurrenz um Nahrung. Manche Arten jagen im freien Luftraum, andere sammeln Insekten von Blättern oder sogar vom Boden auf. Besonders Mücken, Schnaken, Fliegen und Nachtschmetterlinge stehen auf dem Speisezettel.
Fledermäuse sind größtenteils hochsoziale Tiere, die die meiste Zeit des Jahres in Gruppen zusammenleben. In ihren Quartieren suchen sie häufig engen Körperkontakt miteinander und bilden größere Pulke.
Während ihres Zuges in die Winterquartiere im Herbst paaren sich die geschlechtsreifen Fledermäuse, die Befruchtung und die Entwicklung der Embryonen erfolgt aber erst im kommenden Frühjahr. Während des Winterschlafes laufen sämtliche Lebensfunktionen auf Sparflamme. Auf diese Weise verbrauchen die Fledermäuse nur sehr wenig Energie und können von ihren Fettreserven leben.
Nach 5 – 6 Monaten Winterschlaf finden sich die Weibchen zu Wochenstuben zusammen, in denen die Jungtiere geboren und gemeinsam aufgezogen werden. Die Wochenstuben umfassen meistens 20 bis 50 Muttertiere, die sich alljährlich wieder zusammen finden. Die Tragzeit kann je nach Nahrungsangebot zwischen 40 und 70 Tagen variieren. Nach dem Jagdflug erkennt jede Mutter ihr Junges und setzt es an ihren Zitzen zum Säugen an. Ab Ende August werden die Jungen dann von ihren Müttern verlassen und finden sich selbständig in den Winterquartieren ein.
Fledermäuse können alt werden: die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 5 – 6 Jahren, es sind aber auch Tiere gefunden worden, die über 20 Jahre alt waren.